Vielleicht ist Teng gerade deshalb so erfolgreich, weil er so unscheinbar und still ist wie die ganze Insel Taiwan . Es gibt keinen besseren Botschafter für die Innovationskraft des kleinen asiatischen Landes, das man genauso leicht übersieht wie Teng Hung-chi. Viele wissen gar nicht, dass Taiwan zu den innovativsten Ländern der Welt gehört. Teng will das ändern.
Sein Vater rannte davon, als Teng noch ein Kind war. Die Mutter musste drei Kinder alleine großziehen. Sie hielt die Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser, schnitt den Nachbarn die Haare, sie verkaufte mal Obst und mal billige Kleidung. Das Geld reichte nie. Trotzdem brachte die Mutter eines Tages einen Farbfernseher mit nach Hause. Teng war 15 Jahre alt. Und fasziniert von dem Gerät, das sogar in der Nacht Bilder von der strahlenden Sonne zeigen konnte. Als die Mutter am nächsten Tag von der Arbeit zurück kam, hatte Teng den Fernseher in alle Einzelteile zerlegt und auf dem Fußboden des Wohnzimmers ausgebreitet. Doch die Mutter schimpfte nicht. Sie war die erste Person, die Tengs Talent erkannte. "Bitte bau den Fernseher wieder zusammen, wenn du fertig bist", sagte sie. Das tat er.
Teng dachte lange nach, als er am Abend im Bett lag. Und am Morgen wusste er, dass er eines Tages Erfinder werden würde. Er vergaß seinen Plan bald wieder. Ein Jahr später begann er mit seiner Ausbildung bei einer japanisch-taiwanesischen Motorenfabrik. Gleich am ersten Arbeitstag hatte er einen Unfall. Eine der schweren Werkzeugmaschinen zerquetschte drei Finger seiner linken Hand. Seitdem kann er den Daumen nicht mehr bewegen.
Das Geld auf der Bank
Sein neuer Arbeitgeber hatte noch keine Krankenversicherung abgeschlossen. "Du gehst jetzt besser", sagte der Chef. Teng wickelte einen Lappen um seine blutende Hand und fuhr mit dem Bus ins Krankenhaus. Mit der verbundenen Hand konnte Teng nicht mehr an den Maschinen arbeiten. So versetzte der Chef ihn in die Forschungsabteilung. Es gab damals noch keine Computer. "Wir benutzten noch unsere Hände, um neue Produkte zu entwickeln", sagt Teng. Die waren deshalb auch ständig schwarz von Öl und Ruß.
Da hatte er die Idee mit dem Klo. Immer wenn er während der Arbeit auf die Toilette musste, verschmierten seine Hände den Spülknopf. "Da habe ich gedacht: Man müsste einen Mechanismus entwickeln, der die Spülung ohne Anfassen auslöst". Das Problem war erkannt - das sei der wichtigste Schritt für jede neue Erfindung. Sagt Chen.
Mit Pedalen experimentiert
Zunächst experimentierte er mit Pedalen. Doch wenn man zu fest auf den Hebel trat, schoss das Wasser wie eine Fontäne in die Kloschüssel und spritzte in alle Richtungen. Dann hatte er die Idee mit dem Bewegungssensor. Er baute einen Prototyp. Und ein Jahr später bekam er sein erstes Patent für die automatische Toilettenspülung.
Kurz danach meldeten sich zwei Geschäftsleute bei ihm. Sie boten viel Geld für seine Idee: 1,5 Millionen Taiwan-Dollar, heute sind das umgerechnet rund 32500 Euro. Doch damals konnte man in Taiwan dafür zwei Eigentumswohnungen kaufen. "Die sind verrückt", sagte er zu seiner Mutter. Er kaufte nur eine Wohnung und brachte den Rest zur Bank.
Vier Jahre später fuhr er nach Taipeh, um einen Freund zu besuchen, der in einem der schicken Hotels wohnte, die es damals nur in der Hauptstadt gab. Er staunte über die weite Lobby, noch mehr aber über die Toiletten. Denn dort sah er an der Wand über den Pissoirs silberne Kästen mit Sensoren wie Glasaugen: seine Idee. Tengs Klospülung wurde ein Welterfolg, eine Revolution der Sanitärtechnologie. "Ich hätte das nie erwartet", sagt er heute.
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